John Foxx and The Maths – Evidence

John Foxx & The Maths - Evidence - CoverEs ist schwer sich eine Zeit vorzustellen, in der Dennis Leighs Stern weniger hell leuchtete, als dies seit Gründung der Maths der Fall ist. Vielleicht hätte das letzte  „poppige “ Album „Mysterious Ways“ (von 1985) der Anfang vom Ende des Pseudonyms ‚Foxx’ einläuten können- zumindest bis in die Mitte der Neunziger hinein, als er eine Partnerschaft mit Louis Gordon einging, um einen Reigen kalter, harscher Synthpop-Alben aufzunehmen. Zum Glück besann er sich eines Besseren. Der 64-jährige, der mit Ultravox bahnbrechende Alben des Post-Punk-/New Wave- Genres lieferte, steht im 21. Jahrhundert mehr denn je hinter seinen Wurzeln und macht mit The Maths verlorenen Pop-Boden wett.

Das aktuelle Format zeigt einen lebendigeren und spritzigeren John Foxx als noch zu der Zeit, als er mit Harold Budd, Steve Jansen und Robin Guthrie einen Schwung Ambient-Alben aufgenommen hat. Mit der Gründung der Maths  fiel die Wahl des Studio-Sparringpartners auf  den Electro-Nerd und Synthiesammler Benge. Dieser hat vermutlich mehr Analogmaschinen als auf ebay angeboten werden in einer riesigen Scheune geparkt. Dieser Fuhrpark brachte auf den letzten Maths-Alben im besten Fall erstaunliche, im schlimmsten Fall immer noch verdammt gute Resultate hervor. Das Debüt „Interplay“ war in seiner Geschlossenheit nahezu perfekt, der Nachfolger „In The Shape Of Things“ enthüllte die experimentelle Seite des Projekts und dessen Neigung hin zum Unfertigen, so skizzenhaft wirkten die einzelnen Tracks.

Beim Drittwerk „Evidence“ haben Foxx und Benge eine Reihe bekannter Gäste zusammen getrommelt, ein paar Remixe ausgegraben und darüber hinaus eine handvoll unveröffentlichte Zwischenspiele und Neukompositionen eingestreut. Unter den Highlights befindet sich das kürzlich als Single erschienene Titelstück, das mit den Neo-Goth-No-Wave-Helden The Soft Moon eine ganz eigentümlich düster-romantische Note anschlägt. Retro kann so viel mehr Freude bereiten, wenn aus zwei unterschiedlichen Richtungen was völlig Eigenes entsteht. So treffen ein blubberndes Syntharpeggio und surrende Bässe auf einen theatralischen Gesang, der den Hörer sofort ins Bauhaus von Peter Murphy einlädt. Außer „Evidence“ glänzen eine Re-Interpretation von „Falling Star“ mit Gazelle Twin, das dämmrige „Only Lovers Left Alive“ und das Pink Floyd-Tribut „Have A Cigar“, das keine Travestie wie Scissor Sisters’ Misshandlung von „Comfortably Numb“ vor wenigen Jahren ist – die Foxxsche Version besticht vielmehr durch ihre radikal elektronische Umerziehung.

Matthew Dear, Tara Busch und Xeno and Oaklander waren ebenfalls im Studio der Maths und haben ihren Beitrag geleistet. Die besten Kurzstücke bzw. Interludes sind das motorische „Cloud Geography“ und der bleepige Eröffnungstrack „Personal Magnetism“. Zusammengefasst ist „Evidence“ ein Synth Wave-Album, das zwischen dem ganzen Retroshit der jüngsten Vergangenheit den Vorteil der Authentizität besitzt. John Foxx hat sich damit nicht neu erfunden, sondern bringt im Katalog seiner über dreißigjährigen Musikerkarriere eines seiner besseren Alben auf den Markt.

Preview:

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Tracklist:

  1. Personal Magnetism
  2. Evidence (featuring The Soft Moon)
  3. That Sudden Switch (featuring Xeno and Oaklander)
  4. Talk (Beneath Your Dreams) (featuring Matthew Dear)
  5. Neon Vertigo
  6. Changellings (featuring Gazelle Twins)
  7. My Town
  8. Have A Cigar
  9. A Falling Star (featuring Gazelle Twin)
  10. Cloud Geography
  11. Shadow Memory
  12. Walk
  13. Myriads
  14. Only Lovers Left Alive
  15. Talk (I Speak Machine Mix) (featuring Tara Busch)

„Evidence“ erscheint offiziell am 25. Februar 2013 bei Metamatic/Cargo Records. Wer nicht warten will, kann das Album über den John Foxx Store bestellen. www.johnfoxxandthemaths.com