Im Kino: Parked

Wo soll man leben, wenn man arbeitslos ist, keine Wohnung hat und aus diesem Grund auch keine Sozialhilfe erhält? Ein Teufelskreis, in dem sich der Protagnist in „Parked“ befindet.

Fred kann einem leidtun. Der arbeitslose Uhrmacher Ende 50 ist durch das Auffang-Netz des Sozialsystems gefallen. Als er aus England in seinen Geburtsort an der irischen Küste zurückkehrt, hat er weder Haus noch Wohnung – er lebt in seinem Auto auf einem Parkplatz mit Blick auf das Meer. Dort richtet er sich mit seinen wenigen Habseligkeiten ein – Topfpflanze inklusive.

Eines Tages bekommt Fred einen Nachbarn: Cathal ist Anfang 20, Junkie und ernennt den Parkplatz fortan ebenso zu seinem Heim. Auch wenn zunächst Misstrauen zwischen den beiden herrscht, entwickelt sich schon bald eine Zweckgemeinschaft, aus der schnell eine Freundschaft wird. Als Fred auf die verwitwete Musiklehrerin Jules trifft, ist es um ihn geschehen und sein Ehrgeiz, aus seiner Situation auszubrechen, ist entfacht. Cathal dagegen entgleitet sein Leben immer mehr.

Regisseur Darragh Byrne verlagert in seinem ersten Spielfilm die Geschichte einer gescheiterten Existenz in ein komplett neues Umfeld: Kein sozialer Brennpunkt, sondern das Auto – eine originelle Herangehensweise. Besonders berührend ist Freds Menschlichkeit: Obwohl er genug eigene Probleme hat, nimmt er sich Cathals Nöten an. Die Beziehung der beiden zueinander ist ein Symbol für den unerschütterlichen Glauben an das Gute im Menschen, auch wenn das Leben noch so trostlos erscheint.

Auch der musikalische Rahmen des Films überzeugt. Dieser besteht zu großen Teilen aus Klavierstücken, die im Film als Kompositionen von Jules auftauchen und von dieser weiterentwickelt werden. So wird die Musik clever eingebettet in den Kontext der Handlung, anstatt diesen nur zu umranden.

Der größte Mangel des Films liegt in der Liebesgeschichte zwischen Jules und Fred, die ihm zwar neuen Lebensmut verleiht, dann jedoch einen relativ belanglosen Verlauf nimmt, sodass der Zuschauer unbefriedigt zurückbleibt. Dies tut jedoch der authentischen Wirkung des Films, die vor allem durch die eindrucksvolle Inszenierung des drogensüchtigen Cathals entsteht, keinen Abbruch. „Parked“ greift das Thema der sozialen Not in der gegenwärtigen Gesellschaft auf und schafft es zu vermitteln, ohne dabei auf klischeebehaftete Charaktere setzen zu müssen.

„Parked“, Irland/Finnland 2011, Drama, 95 Min., ab dem 29.11.2012 unter anderem im Babylon, Rosa-Luxemburg-Straße 30, Berlin-Mitte, U-Bahn: Rosa-Luxemburg-Platz

(Fotos: Dualfilm Verleih)