Chad Valley – Young Hunger

Sich den Künstlernamen mit einer Spielzeugmarke zu teilen, ist mit Sicherheit nicht das Schlimmste, was einem passieren kann. Und was bei einer Heavy Metal-Band vielleicht unpassend erscheinen würde, ergibt bei Hugo Manuel alias Chad Valley sogar Sinn. Denn was mögen Kinder mindestens genauso gerne wie Spielzeug? Klar, Süßigkeiten. Und zuckersüß ist auch das Debütalbum von Chad Valley.

„Young Hunger“ ist nach zwei EPs das erste ‚richtige‘ Album des Briten. Nachdem er sich wieder einmal von seiner Aufgabe als Frontmann der Indieband Jonquil losreißen konnte, präsentiert er nun elf Songs, um die ihn George Michael beneiden würde. Schon beim Opener „I Owe You This“ ploppt diese Assoziation unweigerlich auf.  Chad Valley holte sich dafür den grandiosen George Lewis Jr. aka Twin Shadow mit ins fröhlich schunkelnde 80s-Boot und performt ein Duett mit ihm, das auch dem ehemaligen Wham!-Frontmann gut gestanden hätte. Definitiv der Höhepunkt des Albums und die perfekte Motivation, sich auch den Rest genauer anzuhören.

In „Tell All Your Friends“ leben die 80er-Synthiepop-Jahre endgültig wieder auf. Den wahrscheinlich hochkomplexen Synthie möchte man reflexartig schon schlicht als Keyboard bezeichnen. Man kann regelrecht vor seinem klischeebelasteten geistigen Augen sehen, wie Hugo Manuel in einem pastellfarbenen Sakko auf dem Ding rumklimpert. Gemeinsam mit Glasser prodzierte er die Vorabsingle „Fall 4 U“, eine Midtempo-Nummer, die ihren besonderen Reiz durch die Kombination von Glassers klarer Mädchenstimme und Manuels teilweise verzerrten, teilweise fast schon soulig anmutenden Vocals bekommt. Die Vocals sind es auch, die „My Life Is Complete“ von den restlichen Titeln des Albums abheben. Hier stand TEED Chad Valley zur Seite. Und wie sollte es anders sein – seine Hype-Coolness legt er auch bei einem Feature nicht komplett ab. Durch die entspannten Vocals bekommt der Track einen ganz eigenen, lässigen Charme und ist damit der einzige, der einem nicht sofort „ACHTZIGER JAHRE!“ ins Gesicht schreit.

Insgesamt kann man es ohne schlechtes Gewissen so formulieren: Chad Valley hat mit „Young Hunger“ ein perfektes, nicht langweilig werdendes Retro-Album produziert, das – und hier wird es interessant – es trotzdem schafft, modern und überhaupt nicht altbacken zu klingen. Dabei geht es gar nicht so sehr um tiefsinnige Musiktheorie oder ähnliches; viel mehr ist es dieses spezielle „Das könnte doch auch irgendwie xy sein. Und irgendwie auch nicht“-Gefühl, das die Musik auslöst. Wie auch immer Hugo Manuel das gemacht hat, es funktioniert.

Preview:

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Tracklist:

  1. I Owe You This (feat. Twin Shadow)
  2. Tell All Your Friends
  3. Fall 4 U (feat. Glasser)
  4. My Girl (feat. Jack Goldstein)
  5. Evening Surrender (feat. El Perro Del Mar)
  6. Interlude
  7. Up And Down
  8. Young Hunger
  9. Fathering/Mothering (feat. Anne Lise Frökedal)
  10. My Life Is Complete (feat. Totally Enormous Extinct Dinosaur)
  11. Maninmals (feat. Active Child)

(Loose Lips Records)