Bambounou – Orbiting

Die Geschichte von Bambounou ist die eines Pariser Jungen, der mit 16 seine Nintendo liegen ließ, um sich exklusiv der Musik zu widmen. Der 22-jährige fing damit an, Hintergrundsamples für die Raplieder seiner Freunde zu produzieren und entdeckte das Auflegen kurz danach mit dem Produzenten French Fries. Ende November 2012 veröffentlicht Bambounou (bürgerlich Jeremy Guindo) seine erste LP “Orbiting” auf dem Modeselektor-Sublabel 50Weapons. Innerhalb von sechs Jahren hat er seinen eigenen Stil entwickelt, verschiedene EPs samt diversen Zusammenarbeiten veröffentlicht und den Sprung von Paris nach Berlin gewagt.

Bambounous Vorteil war von Anfang an, dass diejenigen, die bereits bekannter oder erfolgreicher waren als er ihn immer gefördert haben. Als er das erste Mal auflegte, stand er mit Bokbok und Lvis-1990 hinterm Pult. Sein Management in Paris Savoir Faire ist dasselbe wie das von Yuksek, Brodinski oder Gesaffelstein. Er gehört zu den Protégés von Sound Pellegrino (im Interview hier) und verdankt ihnen eine CrossOverSeries-EP mit Joakim. Bambounou wurde nicht zu schnell hochgehyped, er bekam die Zeit, die nötig war, um seine musikalische Persönlichkeit zu definieren.

„Orbiting“ ist auf halbem Weg zwischen Paris und Berlin, denn Bambounou hat sich von einem poppigeren Ansatz entfernt, um die Akzente eher auf abgehobene Beats zu setzen. Früher produzierte er Stücke wie „Alpha“, eine Mischung aus Guetto House, ein bisschen Techno und ein Hauch Italo Disco bei den Synthies. Auf seiner Debüt-LP nähert er sich mit Tracks wie “Off The Motion” eher dem abgehobenen Dub eines Addison Grooves und der Einfluss des Berliner Technos ist spürbar.

Die Platte beginnt mit einem entspannten melodischen Intro: “Hyper”, das eher zum chillen einlädt. Anschnallen, die Reise beginnt! Die darauffolgenden “Any Other Service”, “Mass” oder “Data” sind das Erzeugnis präziser Arbeit. Kein Beat ist dem Zufall überlassen, die Effekte gehen nahtlos ineinander über. Bambounou hat sich hier eine industrielle Note verpasst. Leider fehlt ab und zu ein bisschen Abwechslung in dieser Musterarbeit. Dementsprechend erquickend sind Deep House-Momente wie in “Ex06”, die den kosmischen Titel des Albums rechtfertigen. Absolutes Highlight ist das Lied “Let Me Get” in Zusammenarbeit mit French Fries. Endlich ertönt eine Stimme, die kontinuierlich nach einem langt: “that-that-that ass”, obwohl Bambounou komplett auf Stimmen verzichten wollte. Mit diesem Stück bewegt er sich in Richtung Juke, was die Stimmung erheblich lockert. Auch bei “Great Escape” gewinnt die Platte durch sanftere Töne an Leichtigkeit und bei “Challenger” legen die Synthies richtig los.

Es klingt so, als hätte Bambounou in der ersten Hälfte von “Orbiting” seine technischen Kenntnisse beweisen wollen und sich erst in der zweiten richtig hat gehenlassen. Als junges Fohlen im Modeselektor-Rennstall hatte er sicher einige Erwartungen zu erfüllen, denen er auch größten Teils gerecht wurde. Schade ist es aber, dass man den Eindruck nicht los wird, Bambounou hätte sich auf die ein oder zwei Genres  beschränkt, von denen er weiss, dass er sie beherrscht. Wo bleibt die Freude am Experimentieren? Ist man mit 22 schon so festgefahren? Ein bisschen mehr kreativer Wahnsinn hätte „Orbiting“ ganz gut getan – aber Bambounou ist wie gesagt noch jung und so wollen wir hoffen, dass er sich beim nächsten Mal traut, auch auf anderen Planeten als die ihm bekannten zu landen.

Preview:

[podcast:]http://media.bln.fm/media/audio/previews/bambounou_orbiting_preview.mp3[/podcast]

Tracklist:

  1. Hyper
  2. Any Other Service
  3. Mass
  4. Data
  5. Capsule Process
  6. Ex06
  7. Let Me Get Feat. French Fries
  8. Off The Motion
  9. Great Escape
  10. Challenger
  11. Splatz
  12. Orbiting

(50Weapons)