Man stelle sich vor, den eigenen Vater gibt es nicht mehr. Er ist nicht einfach abgehauen, auch nicht tot oder verschollen – er ist jetzt eine Frau. Vor dieser Situation steht Maren in „Transpapa“, dem Spielfilmdebüt von Judith Mettke.
Maren ist mitten in der Pubertät. Neben den ständigen Konflikten mit ihrer Mutter hat sie Probleme, sich als junge Frau im Leben zurechtzufinden. Als sie zu ihrem Geburtstag eine Karte von ihrem Vater bekommt, stellt sich heraus, dass dieser nicht, wie gedacht, seit zehn Jahren in Nepal auf Selbstfindungstrip ist, sondern schon lange wieder in Deutschland lebt – und eine Geschlechtsumwandlung hatte. Kurzentschlossen macht sie sich auf, ihn zu besuchen und findet heraus, dass er mittlerweile Sophia heißt und viel lieber ihre Mutter wäre. Obwohl er sich alle Mühe gibt, mit Humor und Zärtlichkeit wieder eine Beziehung zu seiner Tochter aufzubauen, können die beiden nur schwer wieder zueinander finden.
„Transpapa“ ist eine intime Familiengeschichte, die weder den Fehler macht, Transsexualität als schrille Komödie zu inszenieren, noch als analytisch-moralistisches Lehrstück. Mettke versucht nicht, die Beweggründe von Marens Vater zu hinterfragen, sondern legt den Fokus auf Maren und wie sie damit hadert, die nötige Toleranz für ihn aufzubringen. Dabei wird die Geschichte ohne überflüssigen Kitsch à la „Familiendrama mit Happy-End“ erzählt, ist aber trotzdem emotional und bewegend. Als Maren Sophia fragt, warum sie denn nicht als Frau geboren wurde, wenn sie doch eine sei, antwortet diese: „Weil es dich dann nicht gäbe.“ Die beiden erkennen, dass sie eine Phase der Selbstfindung durchleben – als werdende Frauen.
Um die ernste Thematik etwas aufzupeppen, bedient sich Regisseurin Mettke hier und da einer Prise Humor, was jedoch bei der Figur Sophias als kumpelhaft Witze reißende Transe zuweilen unpassend wirkt. Hinzu kommt, dass die Handlung trotz dieser Bemühungen stellenweise ziemlich schleppend verläuft.
Nichtsdestotrotz überzeugen die beiden Hauptdarsteller, Devid Striesow als Sophia und Luisa Sappelt als Maren, auf ganzer Linie und machen „Transpapa“ zu einer ehrlichen Geschichte über Familie, Selbstfindung – und natürlich Transsexualität.
„Transpapa“, Deutschland 2012, Drama, 86 min. ab dem 22. November unter anderem im Babylon, Rosa-Luxemburg-Straße 30, Berlin-Mitte, U-Bahn: Rosa-Luxemburg-Platz
(Fotos: Besser Als Echt Filmverleih)