Bemooste Fenster, bröckelnder Putz und gespenstische Stille: Obwohl Berlin langsam aus allen Nähten platzt, gibt es in der ganzen Stadt leerstehende Wohnhäuser, Fabrikhallen und öffentliche Gebäude. Die Online-Datenbank Leerstandsmelder.de sammelt die schlummernden Objekte und verzeichnet für die Hauptstadt derzeit über 300 Einträge. „Die Lücken und Leerstände sind ein großes Potenzial für die Stadt und die Bewohner“, sagt Sarah Oßwald vom Berliner Leerstandsmelder-Team. Sie und ihre neun Mitstreiter wollen sich mit dem Projekt vor allem für neue Vergabekriterien und Zwischennutzung einsetzen. Dabei helfen ihnen User, die täglich neue verlassene Gebäude melden und Einträge aktualisieren. Nicht alle Objekte sind frei zugänglich, in einigen drohen Begegnungen mit Wachpersonal oder wohnungslosen Zeitgenossen.

Ob im Westen oder Osten, groß oder klein, alt oder neu – jeder, der Raum sucht, wird in der Datenbank fündig. BLN.FM hat sich drei Liegenschaften angeschaut.

Lungenklinik am Wannsee

Schon vor 70 Jahren wurden am Wannsee Asthma und Lungentumore behandelt. In bester Lage zwischen Wald und See stehen heute neben alten Backsteingebäuden auch hochmoderne Behandlungszentren. Seit 2007 liegt der Komplex im Dornröschenschlaf, ab und an drehen Filmproduktionen hier Krankenhausszenen. Wer es idyllisch mag, wird sich auf dem Klinikgelände wohlfühlen.

Zum Heckeshorn, Bus: Haus der Wannsee-Konferenz

Bahnhäuschen im Wedding

Eher ein Zwerg unter den Leerständen, hängt das Häuschen über den Gleisen der Ringbahn und dämmert seit vielen Jahren vor sich hin. Wer kein Problem mit dem regelmäßigen Dröhnen der S-Bahn hat und nicht viel Platz braucht, könnte sich in den braunroten Backsteinbau verlieben. Dazu gehört ein eingezäuntes Stück Wiese, auf dem ein kleiner Nachbarschaftsgarten genügend Platz hätte. Allerdings ist es eher unwahrscheinlich, dass auch die Deutsche Bahn als Eigentümer daran ihre Freude hätte.

Grenzstraße an den Bahngleisen, Berlin-Wedding, U-Bahn: Reinickendorfer Straße

Bärenquell-Brauerei in Schöneweide

Die alte Bärenquell-Brauerei ist schon seit Längerem ein Paradies für Sprayer und Fans des Berliner Skyline-Panoramas. Es ist nicht ganz ungefährlich, auf das Dach der seit 1994 stillgelegten Anlage zu klettern und der Sicherheitsdienst tut sein Bestes, um genau das zu verhindern. Wer das Abenteuer dennoch wagt, kommt aus dem Staunen nicht mehr raus: Riesengroße Pieces zieren die bis zu 130 Jahre alten Mauern. Im Inneren rosten hier und da noch alte Maschinen, unzählige Flaschenetiketten pflastern den Boden und die düstere Gänge formen ein Labyrinth.

Schnellerstraße, Berlin-Niederschöneweide, S-Bahn: Schöneweide