Fraktus: Fiktive Technohelden erobern die Wirklichkeit

Die gleichnamige dokumentarische Satire von Regisseur Lars Jessen dreht sich um „Fraktus“, eine fiktive Elektro-Pop-Band aus den 80er Jahren. Sie sollen die vergessenen Urväter des Techno sein. Dahinter steckt die Comedy-Truppe „Studio Braun“, alias Rocko Schamoni (als Dirk „Dickie“ Schubert), Heinz Strunk (als Torsten Bage) und Jacques Palminger (als Bernd Wand). Im Film inszenieren sich die drei mit Doku-Schnipseln aus Interviews und Musikvideos als spackohaftes Kunstprojekt der 80er. Das klingt dann so.

Die Story: Der Musikproduzent Roger Dettner, gespielt von Devid Striesow, stößt zufällig auf die Techno-Legende Fraktus und spricht mit den Größen der Musik-Szene über deren Bedeutung. Alle, von Blixa Bargeld bis Westbam, bestätigen den vermeintlich enormen Einfluss der Band: Die revolutionäre Ästhetik, der Industrial-Elektro-Sound und die minimalistische Performance, wie man sie von Kraftwerk und Yello kennt, all das hätten Fraktus vorweg genommen. Nach einem Streit verschwanden die drei jedoch plötzlich und auf ominöse Weise  in der Versenkung. Deshalb ist Fraktus heute  – logisch – nur noch Insidern ein Begriff. Doch jetzt, nach über 25 Jahren, spürt der clevere Musikproduzent die drei vergessenen Pioniere des Techno auf und bewegt sie zu einer Wiedervereinigung. Was für eine Story!

v.l. Jacques Palminger als Bernd Wand, Rocko Schamoni als Dirk „Dickie“ Schubert, Heinz Strunk als Torsten Bage

Mit BLN.FM sprachen die drei Haudegen über Atomkraft, Revival-Bands, ein kritisches Medienbewusstsein und verbreitete Halbwahrheiten über Fraktus. Nicht als Studio-Braun–Comedians, sondern selbstverständlich in den Rollen der Mitglieder von Fraktus. Im Interview mit Yvonne Ernicke sind also der wortverliebte „Dickie“, der aufbrausende Torsten und der schweigsame Klangkünstler Bernd zu hören.

Am 6.11. gehen die vermeintlichen Techno-Pioniere übrigens auf Tour – ganz in echt. Start ist im Festsaal Kreuzberg. Ebenfalls am 6.11. startet der Film „Fraktus“ in den Kinos (z.B. im Babylon und im Moviemento). Der Streifen ist zugleich Doku-Fiktion, Satire und Hommage an die `deutsche Techno-Ära der 80er´. Trockener Humor aus Norddeutschland ist garantiert, dazu gibt’s skurrile Bilder, groteske Figuren und Schwafel-Sätze. Die Mixtur aus Fiktion und Wirklichkeit macht Laune, auch die Songs der Band haben Ohrwurm-Potential. Fraktus setzen aber noch einen drauf: Denn die Techno-Figuren wehren sich gegen ihre Erfinder von Studio Braun. Wer mehr wissen will über die fiktiven Streitigkeiten hinter den Kulissen, der hört rein in das Extra-Interview. Stay real!

http://soundcloud.com/bln-fm-interviews/interview-fraktus

http://soundcloud.com/bln-fm-im-fokus/im-fokus-filmcheck-zu-fraktus

(Foto oben: Promo, Foto Mitte: Yvonne Ernicke)