„Space Is The Place“ – der von Freejazz-Guru Sun Ra entliehene Albumtitel wurde schon inflationär als Referenz- und Connaisseur-Siegel verwendet, vor allem im Zusammenhang mit Detroit Techno und dessen Nähe zu futuristischen Themen und Sounds. Lichtgestalten der Motor City wie Carl Craig oder Robert Hood haben darüber hinaus schon sehr früh die ästhetische Nähe zu (Free-)Jazz gesucht.
Mit ihrem zweiten Longplayer „Techno Primitivism“ erweisen Juju & Jordash beiden Musik-Genres eine große und vor allem ausgedehnte Referenz. Über 120 Minuten muten sie denen, die Techno als stumpfsinnige Bolzklöppelei auffassen ihre Version von improvisierter Maschinenparkbeherrschung zu. Ihr nostalgischer Blick in die Vergangenheit von Detroit Techno und Free Jazz schweift hie und da in Richtung Cosmic ab – doch „Techno Primitivism“ hat weitaus mehr Spurenelemente. Der Hörer darf sich darauf gefasst machen, dass wenige Tracks in nur eine Richtung ausschweifen. „Diatoms“ steht exemplarisch für Arrangements, die mit dem Prinzip der improvisierten Zugabe und Wegnahme einzelner Elemente spielen. Dabei ist der Raum ein ganz entscheidender Faktor. Das Ambiente wird durchgängig vom dubbigen Hall bestimmt, im Bereich Techno ein Trademark von Basic Channel oder Chain Reaction. Im Vergleich zu dem puristischen Sound dieser Stil prägenden Labels, zersetzen Juju & Jordash ihre Version mit industriellen Klängen, einem atonalem Klavier oder einer Melodica – ein Instrument, das „Shashushka Dub“ zu einer eigentümlichen Kombination aus israelischer und jamaikanischer Folklore macht. Die beiden Jungs aus Haifa servieren ihre Kombination als Wechselspiel, sodass Menschen mit empfindlichem Magen diese Brocken nur schwer schlucken können. Für Krautrockfans, Klaus Schulze-Jünger oder Cabaret Voltaire-Anbeter bietet „Techno Primitivism“ jedoch genau den Faktor Unvorhersehbarkeit, den sie brauchen um bei der Stange zu bleiben.
„Powwow“ oder „Track David Would Play“ sind die Ausnahmen zur Regel. Hier geht es eindeutig um den Klub als Umgebung ihres Daseins. „David“ im letztgenannten Titel ist kein geringerer als David Moufang a.k.a. Move D. Und eigentlich sollte dieser entspannte Groove selbstbewusster Weise „Track David WILL Play“ heißen. Der Rest ist Kraut ohne Rüben, dafür mit viel Detroit-seeliger Jazziness.
Preview:
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Tracklist:
- Stoplight Loosejaw
- Diatoms
- Backwash
- Rogue Wave
- Shakshuka Dub
- Slow Boat To Haifa
- Powwow
- Peligroso
- Dr Strangepork
- Track David Would Play
- Echomate
- Techno Primitivism
- Loosey Goosey
- Shrublands
- Way Of The Road