Pangaea – Release

Um es gleich klar zu stellen: „Release“ ist kein Album. Kevin McAuley alias Pangaea will es als „Doppel-EP“ verstanden wissen, wie er im Interview mit dem Onlinemusikmagazin „Fact“ erklärte. Mit acht Tracks steht die neue und bisher umfangreichste Veröffentlichung von Pangaea seltsam unentschieden zwischen EP und LP. Es ist zugleich die längste Platte, die auf Hessle Audio erscheint, dem Label, das McAuley 2007 mit Ben UFO und Pearson Sound gründete.

Inspiriert von Dubstep, begann McAuley 2005 Musik aufzulegen und zu produzieren. Zwei Jahre später brachte er mit „Coiled“ seinen Erstling auf dem eigenen Label heraus. Nach gründlicher Subbass-Forschung entwickelte sich der Klang von Pangaeas Produktionen aber schnell weg von einem „klassischen“ Dubstep-Entwurf und öffnete sich anderen musikalischen Einflüssen aus Genres wie 2-Step, Garage, Jungle oder auch House. Dies mündete 2010 in die Veröffentlichung seiner selbstbetitelten EP, die filigran mit verhallenden Pianomelodien, Vocalsamples, grundierenden Subbässen und einer zurückhaltenden Stimmung überzeugte.

Im vergangenen Jahr landete McAuley dann mit „Hex“ einen amtlichen Club-Hit, der mit Breaks, Vocalsamples und brechendem Bass dem Jungle frönte. Statt Subversivität stand Tanzbarkeit im Vordergrund. Hiermit zeichnete sich eine Tendenz hin zu funktionalen Club-Tracks ab, die der Produzent auf „Release“ konsequent weiterführt.

Die Tracks ähneln sich in ihrer Klanggestaltung, welche sich unheimlich und bedrohlich gibt. Sie sind tief in der britischen UK-Hardcore-Tradition verwurzelt und so spielen groovende Basslines eine genauso wichtige Rolle wie treibende Hi-Hats, Ohrfeigen gleichenden Snares, brachiale Bassdrums oder Vocalsamples aus Hip-Hop oder Dancehall.

So vielfältig sich UK-Hardcore entwickelt hat, so unterschiedlich sind schließlich auch die Tracks auf „Release“. „Game“ legt mit einem minimierten und stolpernden Beat und großspuriger Sample-Botschaft los, bei der Pangaea Missy Elliott für sich sprechen lässt: „Do your thang, just make sure you’re ahead of the game“. Der Titeltrack lässt sich über zwei Minuten Zeit, bis sich die Bassdrum hören lässt. Das fördert aber die Euphorie nur, wenn die schlingernden Synths und gallopierende Percussion von einer steppenden Bassdrum und einem sägenden Bass in Rage gebracht werden. „Majestic 12“ schiebt mit einer astreinen 4/4-Bassdrum ordentlich an, mimt alsbald UK-Funky und entwickelt sich mit der Perversion des Basses in ein astreines Clubwerkzeug. „Time Bomb“ lässt mit seiner technoiden Rasanz und einem komplexen Beat ebenso nichts anbrennen, während „Middleman“ mit seiner reduzierten Gestaltung und düster-mystischen Grundstimmung gut und gerne ein Dubstep-Track von Anfang 2000 sein könnte. Mit „High“ gibt es außerdem ein Ambient-Stück zu hören, das mit seinen Sprüngen und seinem Gefrickel einen starken Kontrast zu den restlichen Tracks bildet. Seltsamerweise wirkt aber auch er irgendwie reduziert, nicht so blühend wie die Ideen, die bei seinen früheren Tracks zu hören waren.

In sich ist „Release“ nicht wirklich schlüssig. Zu wellenförmig, zu fragmentarisch wirken die Tracks, ohne sich organisch zu einem Ganzen zu fügen. So ist es zuletzt vielleicht wirklich kein Album, sondern eben eine Doppel-EP mit Statement-Charakter und überwiegend clubtauglichen Tracks. Etwas anderes gibt „Release“ ja schließlich auch gar nicht vor zu sein.

Preview:

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Tracklist:

  1. Game
  2. Release
  3. Trouble
  4. Majestic 12
  5. Time Bomb
  6. Middleman
  7. Aware
  8. High