Collarbones – Die young

Collarbones - Die Young - CoverHerausragende Schlüsselbeine (engl. collarbones – Kragenknochen, was tatsächlich noch weniger ansprechend klingt) sind aus ästhetischer Sicht nicht jedermanns Sache. Wenn man jedoch so herausragend ist wie das australische Duo Collarbones, wird liebend gerne ein zweites, drittes, viertes Mal hingeschaut und -gehört. Marcus Whales und Travis Cook sind seit 2007 ein musikalisches Team und haben mit „Die young“ ihr zweites Album auf den Markt gebracht.

Der titelgebende Track „Die young“ packt einen bereits nach wenigen Sekunden an Ohrmuschel sowie Kopfnickermuskel und lässt nicht mehr so schnell los. Retropop-Charme und ein entspanntes Gefühl von Trip Hop machen aus dem Song einen Anwärter auf die Dauerrotation. Ähnliches schafft auch „Missing“, der Song, der absolut zu Recht als Singleauskopplung herhalten darf. Ein treibender Beat, weicher Synthieteppich im Hintergrund und der unperfekte Charakter der Vocals vereinen sich zu einem extrem guten Stück Musik – fast so, als hätten sich James Blake und The Weeknd an einem guten Tag zusammen im Studio eingeschlossen.

Der Opener „Hypothermia“ kann sich als einziges Stück vom Album problemlos das Prädikat ‚tanzbar‘ aufstempeln lassen und hebt sich allein dadurch vom Rest des downtempo-lastigen Albums ab. Fast schon ein bisschen Ambient-Feeling kommt hingegen bei „Cocooned“ auf, das mit seinem hypnotischen, angenehm einlullenden Klanggefüge positiv in Erinnerung bleibt. „Red“ wirkt von allen Titeln am erwachsensten (wenn man das denn so sagen kann) und baut auf eine düstere, fast schon bedrohlich Grundatmosphäre. „Too much“ hingegen könnte auch als 90er-Jahre-Boyband-Hit durchgehen, wenn da nicht die schicken Arrangements im Hintergrund für eine gewisse Coolness sorgen würden. Und um beim Teenie-Thema zu bleiben: „Teenage Dream“ hat zum Glück absolut nichts mit dem gleichnamigen Katy Perry-Ding zu tun, sondern überzeugt stattdessen mit den dezent im Hintergrund bleibenden RnB-Elementen.

Collarbones selbst geben an, ihre Musik sei „long distance internet teen pop“ – und so absurd das zunächst klingen mag, so sehr leuchtet es im zweiten Schritt ein. Mit „Die young“ ist den beiden ein gleichzeitig eingängiges und doch absolut un-langweiliges Album gelungen, mit dem man Chartspop-verstörte Buben und Mädchen tatsächlich vorsichtig in eine andere Richtung schubsen könnte. Man kann es aber auch einfach lassen, sich um sich selbst kümmern und das Motto „Die young“ nicht so ernst nehmen – schließlich hätte man dann viel zu wenig Zeit, das schöne Ding immer wieder anzuhören und zu genießen.

Preview:

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Tracklist:

  1. Hypnothermia (feat. Guerre)
  2. Die Young (feat. HTML Flowers)
  3. Too Much
  4. Missing
  5. Cocooned
  6. Teenage Dream
  7. Soul Hologram
  8. One Day
  9. Losing
  10. Red

(Two Bright Lakes)