Dildos und Dödel auf der Venus 2012

Venus 2012. Foto: Yemisi Babatola

Venus“ ist die römische Göttin der Liebe. Und auch die des Sexes. Drum trägt auch die Messe der Pornoindustrie diesen Namen, die vom 18. bis 21.10.2012 zum 16. Mal ihre Tore in Berlin öffnete. Mehr als 200 Stände lockten in drei Hallen der Messe Berlin. In abgetrennten Bereichen für Frauen, Homosexuelle oder Fetisch-Fans gab es Gogo-Dance, Mitmachaktionen für „aufgeschlossene“ Paare, Fotoshootings mit Pornostars und Fesselspiele.

„Große Kunst“ gab es auch. Pricasso malte Porträts mit seinem Penis. Der Mann in rosa Lackstiefeln und Plastikcowboyhut fertigte mit seinem „Pinsel“ schon ab dem Discountpreis 30 Euro Porträts für zahlungswillige Zuschauende an. Sein Geschlechtsteil taucht er dazu in Farbe und streicht damit über die Leinwand – ohne Kondom und Hilfsmittel.

Bizarrer Höhepunkt der Messe war ein Fisting-Workshop, eine Vorführung der Penetration des weiblichen Geschlechtsteils mit Händen. Dazu hatte sich eine professionelle Darstellerin gefunden, die als Anschauungs- und Versuchsobjekt, als ein „Dummy“, zum Ausprobieren für Moderatorin und Publikum herhielt.

Venus 2012. Foto: Yemisi Babatola

Erwartungen an erotischer Aufklärung wie bei Lilo Wanders sind bei dieser Verkaufsmesse fehl am Platz. Stattdessen wird Geilheit mit schnellen Rein-Raus-Pornodarbietungen bedient. Digitale Kameras zoomen dabei tief in die Vagina der Frau. Und die Männer vor der Bühne fassen sich gleich selbst in den Schritt.

Bei der „Venus“ verfliegt die Hoffnung auf Erotik, Abenteuer und ästhetische Nacktheit schnell, die Messe bietet nur Desillusion. Darstellerinnen winden sich mit aufgeklebtem Lächeln in Lack, Leder oder ganz ohne etwas vor der gaffenden Menge. Ungeniert und taktlos heften sich Menschen an die Brüste von Messemitarbeiterinnen um ein schnelles Foto zu schießen. Es war schon von vornherein klar, dass Sex in dieser industriellen Form wenig Platz lässt für Erotik, aber ein Besuch auf der Venus ist sogar ein Liebestöter.
(Fotos: Yemisi Babatola)