Schöne Mädchen in schickem Fummel

Edward Steichen für die "American Vogue" / (c) Condé Nast. Foto: C/O Berlin
Edward Steichen für die „American Vogue“ / (c) Condé Nast. Foto: C/O Berlin

Schönheit liegt ja bekanntlich im Auge des Betrachters. Wie sie sich darstellt, wenn der Betrachter Modefotograf ist, kann man sich derzeit im C/O Berlin angucken. „Zeitlos schön“ ist eine Reise durch hundert Jahre Bildkultur. Das Interesse ist offenbar so groß, dass die Ausstellung nun in die Verlängerung geht – die Sammlung über Modefotografie ist noch bis zum 04. November zu sehen.

Albert Watson für die "American Vogue" / (c) Condé Nast
Albert Watson für die „American Vogue“ / (c) Condé Nast. Foto: C/O Berlin

Die Frage, ob Mode Kunst oder einfach nur Kommerz ist, kann gemütliche „Sex and the City“-Abende in unschöne Frauenkämpfe verwandeln und Freundschaften für immer zerstören. Dennoch: Mode und auch Modefotografie sind letztendlich immer zweckgebunden. Die Fotos sind Auftragsarbeiten, die darauf abzielen, ein Produkt zu verkaufen. Das Konzept dahinter ist stets das gleiche: Schöne Frauen in schönen Klamotten, abgelichtet in einer schönen Kulisse.

Nun könnte man vermuten, dass es hauptsächlich die Fashion-Victims der Stadt in das Postfuhramt zieht. Doch weit gefehlt: Die meisten Gäste fallen optisch eher in die Kategorie „modischer Durchschnitt“. Überraschend hoch ist auch der Anteil männlicher Museumsgäste, wenn man bedenkt, dass ja Mode angeblich eher ein „Frauenhobby“ ist.

Sebastian Kim / (c) Condé Nast. Foto: C/O Berlin
Sebastian Kim / (c) Condé Nast. Foto: C/O Berlin

Nils ist Hobbyfotograf aus Berlin und besucht die Ausstellung gemeinsam mit seinem dreijährigen Sohn. Er sieht einen Trend, der sich durch alle Fotos zieht und die Frage „Was ist schön?“ schnell beantwortet: Schöne Models in schöner Kleidung. Ihn interessiert jedoch vor allem die Entwicklung der Modefotografie. Diese lässt sich ganz gut anhand der über 150 Vintage-Prints nachvollziehen, die die Geschichte der Fotoproduktion erzählen.

Ein Bild von Edward Steichen aus den 1920ern stammt aus einer Zeit, in der man Modefotografie erstmals auch als eigene Kunstform ansah. In den folgenden Jahrzehnten wurden die Aufnahmen zunehmend dynamischer, jünger und vor allem freizügiger – wie man deutlich am Werk von Albert Watson sehen kann. Er lichtete Ende der 70er die Topmodels Christie Brinkley und  Debbie Dickinson leicht bekleidet und gut eingeölt für die Amerikanische „Vogue“ ab. Nach der Jahrtausendwende versuchte man schließlich, der oberflächlichen Ästhetik eine Prise Mysterium unterzumischen. Ein Beispiel aus dieser Zeit der „Anerkennung und Erneuerung“, wie sie in der Ausstellung betitelt wird, ist das Foto von Sebastian Kim, das zwei in Neonfarben gekleidete Mädchen zeigt. Warum haben sie Trillerpfeifen im Mund? Und warum fliegen ihre Pferdeschwänze scheinbar schwerelos durch die Luft? Mode wird hier in einen neuen Kontext gesetzt, sodass der individuelle Stil des Fotografen an Bedeutung gewinnt.

Es gibt in „Zeitlos schön“ also durchaus mehr zu entdecken als nur schöne Mädchen in schickem Fummel.

Und wie lautet das Urteil von Nils‘ kleinem Sohn zur Ausstellung? „Schön!“, findet er. Dem haben wir nichts hinzuzufügen.

Wir ver­lo­sen 1×2 für Freikarten für „Zeitlos schön” im C/O Berlin!

Klicke hier um mit „ZEITLOS”  als Kenn­wort an der Ver­lo­sung teil­zu­neh­men. Ein­sen­de­schluss ist der 29.10. 2012, 18:00 Uhr.

„Zeitlos schön” — noch bis zum 04. November im C/O Ber­lin im alten Post­fuhr­amt, Ora­ni­en­bur­ger Str. 35/36, Berlin-Mitte. S-Bahn Ora­ni­en­bur­ger Straße. Täg­lich geöff­net von 11 bis 20 Uhr; Ein­tritt 10 Euro, ermä­ßigt 5 Euro.