Cat Power – Sun

Cat Power - Sun - CoverDas Enfant terrible des Folk kommt elektrisiert zurück! Weg von der Barstimmung, auf in den Club? Nicht ganz… Cat Power’s neuestes und eigens produziertes Werk „Sun“, Nachfolger des 2008 erschienenen Cover-Albums „Jukebox“, geht jedoch tatsächlich in eine neue Richtung: Synthie-Sounds und Effekte kommen erstmals zum Einsatz. Gleichzeitig ist es rhythmischer und man hört den Rock-Ursprung. Die Bläser und das klassische Blues-Arrangement, wie man es ehemals von „The Greatest“ kennt, sind verschwunden. Was bleibt, ist vor allem Chan Marshalls raues aber zerbrechliches Timbre und damit, ja, natürlich jene Portion Weltschmerz, auf die man gehofft hat. Denn wer kann das schon glaubwürdiger als sie?

„Sun“ ist vielseitig, jedes Lied wartet mit etwas anderem auf. „Cherokee“ eröffnet das Album und entwickelt sich nach ruhigem Beginn zu einem der Ohrwurm-tauglichsten Songs der LP. Der zweite Song „Sun“ überrascht sogar mit einem Trance-Sound im Hintergrund. Der Chorus in „3, 6, 9“ lässt an R’n’B denken und man hört dezente Vocoder-Passagen. Marshall weiß neues einzuweben ohne dass die Musik den Cat Power Charakter verliert. Sonnig ist „Sun“ nicht unbedingt, die Atmosphäre ist insgesamt eher düster. Doch „Manhattan“ bildet ein Pendant dazu und lässt aufatmen. Er ist mit einem filigranen Beat und spärlichen hohen Klavierakkorden unterlegt, die eine Einheit mit Marshall’s Raunen bilden.Wenn auch der Inhalt wieder sentimental ist – man erinnert sich an das alte Manhattan vor 9/11- so ist der Song leichtfüßig, mehr eine schöne Erinnerung als ein Nachtrauern.

Marshalls Gesang ist mal gehaucht, mal gesprochen, steht mal sehr melodisch über dem Ganzen oder liegt tief eingebettet in den Harmonien der von ihr eingesungenen Background-Stimmen. Doch immer klingt er authentisch und das fesselt jeden, der dieser Frau einmal richtig zugehört hat. Denn sie hat etwas zu sagen: „Nothin But Time“, dass vom Arrangement her noch am meisten an ihre früheren Klavierhymnen erinnert, sagt uns: „The world is just beginning“ und „they got nothing on you“. Nach allen Niederlagen und dunklen Zeiten, die Chan Marshall wohl gut kennt, beginne die Welt also jetzt, niemand könne uns etwas anhaben… Bestärkt wird die ermutigende Botschaft, als zum Schluss des zehnminütigen Stücks die Punk-Größe Iggy Pop mit einstimmt: „It’s up to you to be a superhero, it’s up to you to be like nobody“. Das Album so ausklingen zu lassen, würde fast einem Happy End gleichkommen und – zumindest inhaltlich – an der Grenze zum Kitsch wäre es dann auch.

Wahrscheinlich hat sich Chan Marshall deshalb entschieden, noch ein letztes Lied folgen zu lassen. Es klingt weniger friedlich als sein Titel vermuten lässt und ist weniger ausgeglichen als sein Vorgänger: „Peace and Love“ macht mehr den Eindruck einer Ansage. Die starken Drums, die sehr rhythmische E-Gitarre und die Sprechchöre im Vordergrund geben dem Song – trotz schleppendem Tempo – etwas Treibendes, Dringliches. Cat Power wird also nicht ruhen. Und das wollen wir auch sehr hoffen.

Preview:

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Tracklist:

  1. Cherokee
  2. Sun
  3. Ruin
  4. 3,6,9
  5. Always On My Own
  6. Real Life
  7. Human Being
  8. Manhattan
  9. Silent Machine
  10. Nothin But Time
  11. Peace And love