Groundislava – Feel Me

Verträumte elektronische Musik, das ist im heutigen Genre-Dschungel ungefähr so aufschlussreich wie von Elektro im Allgemeinen zu sprechen. Auf Groundislava, aka Jasper Patterson, passt die Beschreibung jedoch. Mit „Feel Me“ legt er auf Friends Of Friends sein zweites Album vor, das deutlich zugänglicher ist als der selbstbetitelte Vorgänger. Statt Dubstep- und Hip-Hop-Elemente zu zerfrickeln, liebäugelt der US-Amerikaner nun mit den 80er Jahren. Durchmischt mit Bassmusik- und IDM-Anleihen kocht hier eine ganz eigene Klangsuppe – ein bisschen wie wenn Aphex Twin eine 80er-Nummer produzieren würde.

Ob sich der junge Beatbastler aus Los Angeles Dubstep oder Chiptune-Spielereien, House oder eben wie auf „Feel Me“ Synthie-Pop vornimmt, unverkennbar hört man seine Handschrift heraus. Mit dem neuen Album zeigt Groundislava, dass er schrulligen 80er Sound genauso beherrscht wie frickeliges 8-Bit. Sein Faible für nostalgische Sounds, Videospiele und Popkultur kommt nicht von ungefähr. Groundislava ist der Sohn von Michael Patterson, dem Regisseur des trashigen Musikvideos von A-Has „Take On Me„, und ein alter Schulfreund des bekannten US-Produzenten Shlomo. Mittlerweile drücken die beiden nicht mehr gemeinsam die Schulbank, sondern veranstalten als WEDIDIT Kollektiv Partys und schrauben an Tracks wie „Bottle Service“, einem musikalischen Höhepunkt des Albums. Auch andere Mitglieder der Truppe, wie der Sänger Jake Weary, sind wieder dabei. Mit dem epischen „Animals“ vom Debüt können die Vocal-Fetzen von „Love Ribbon“ aber nicht mithalten.

Nichtsdestotrotz geht es auf „Feel Me“ recht emotional zu. Mal in bekannt elektronischer Manier — mit verstimmten Synths und brüchigen Melodien wie auf dem Opener „Cider“ oder „Jasper’s Song“ –, mal ganz poppig und mit Gesang wie auf „Flooded“ oder der Single „TV Dream“. An den rauen Vorgänger erinnert am ehesten „Cool Party“, mit dem Patterson die Debatte über US-EDM-Ikonen wie Skrillex veräppelt. Der Track passt allerdings gar nicht recht in den sonst so romantischen Albumfluss. Wenn man „Feel Me“ schließlich etwas vorwerfen kann, dann dass es sich in zu seichten, unverfänglichen Gefilden bewegt. Wo bleibt die kochende Lava? Und dennoch schmeicheln Groundislavas verträumte Melodien und intime Momente einfach der Seele, selbst in den schnulzigsten Klangkostümen. Ein perfekter Soundtrack, um sich für einen Tag unter der Bettdecke zu verkriechen. Der Winter steht ja vor der Tür.

Preview:

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Tracklist:

  1. Cider
  2. Suicide Mission (fest. Bates)
  3. Olympia 2011
  4. TV Dream (fest. Clive Tanga)
  5. After Hors
  6. Jasper’s Song I
  7. Cool Party
  8. Flooded (fest. Hauses)
  9. Jasper’s Song II
  10. Living Under A Rock
  11. Bottle Service (fest. Shlohmo)
  12. Love Ribbon (feat. Jake Weary)

(Friends Of Friends)