Die Liebe ist eines der großen Themen des Kinos. Auf der Leinwand wird geliebt, gehasst, gestritten und sich mit ganz viel Drama getrennt, um dann – meistens zumindest – unter widrigen Umständen wieder zueinander zu finden. Der Regisseur und Autor Calle Overweg wählt in “Beziehungsweisen” einen komplett anderen Ansatz: In minimalistischer Kulisse zeigt er drei Paare unterschiedlichen Alters bei der Paartherapie. Das Ganze findet unter laborähnlichen Bedingungen statt. Die Paare werden von Schauspielern verkörpert, die Therapeuten sind hingegen echt.
Szenen aus dem Alltag der Protagonisten und Werkstattgespräche gewähren den Zuschauenden Einblicke in das Beziehungsleben der Pärchen. Die Probleme scheinen dabei allzu typisch: Eine junge Frau ist sich nicht sicher, ob sie das Kind von ihrem Freund bekommen soll, nachdem der sie betrogen hat. Ein Pärchen mittleren Alters streitet permanent. Die Frau hat sich in einen anderen verliebt und denkt über Trennung nach. Doch was wird dann aus den gemeinsamen Kindern? Im dritten Fall kann eine ältere Frau ihre Wünsche gegenüber ihrem Mann nicht ausdrücken, was zu tief sitzender Frustration führt.
So theoretisch der Versuchsaufbau Overwegs klingt, so spannend ist seine Inszenierung ureigenster menschlicher Konflikte, mit denen sich wohl die meisten der Zuschauenden identifizieren können dürften. Der Regisseur mischt dabei gekonnt dokumentarische Elemente mit denen des epischen Dramas. Er selbst nennt das “dokumentarisch gespielten Film” – für ihn die beste Möglichkeit, die Intimität der Paartherapie, die Konflikte und Emotionen authentisch auf die Leinwand zu bringen. Keine großen Gesten, kein gefühlsgewaltiger Soundtrack: Die nüchternen Bilder lassen keinerlei Ablenkung zu. Zuschauende sind gezwungen sich auf die Thematik einzulassen und sich in den Protagonisten selbst zu erkennen. Dies ist die große Stärke dieses ungewöhnlichen Films, der auf der Berlinale in der Sektion „Forum“ bereits Zuschauende und Presse überzeugte.
„Beziehungsweisen“, Deutschland 2012, Drama / Dokumentarfilm, 85 min., ab dem 11. Oktober 2012 im Kino Arsenal, Potsdamer Straße 2, Berlin-Tiergarten, U+S-Bahn: Potsdamer Platz