Irgendwo zwischen Kind und Mann

Rangleklods könnte man als einen elektronischen Singer-/Songwriter bezeichnen. Für ihn ist die digitale Frickelei an Rechnern und Synthesizern in Kombination mit akustischen Instrumenten wie Schlagzeug, Gitarre und Klavier die perfekte Kombination für’s Musikmachen. Und bei fast allen Liedern ist seine stets in allen Lagen cool kalkulierte Stimme dabei, die Texte über Gott und die Welt vorträgt: Es geht um Selbstzweifel, Einsamkeit, aber auch Hoffnung. Sie gibt den teilweise unterkühlt wirkenden Songs etwas Seele: „Die Betonung beim Projekt liegt darauf, soviel wie möglich Soul in diese Computerproduktionen zu bringen.“, erklärt Esben Andersen, so wie er wirklich heißt, im BLN.FM-Interview.

Die Songs seines Debütalbums „Beekeeper“, das am 19. Oktober auf Schonewetter Schallplatten im deutschsprachigen Raum erscheint, könnten unterschiedlicher nicht sein. Mal kommen nur balladenartig Gitarre und etwas vom Synthie zum Einsatz, dann wieder stochern und wabern die Beats durch das Klanggerüst.

Soviele technische Möglichkeiten zu haben, um einen neuen Track zu bauen, macht die Sache allerdings nicht einfacher: „Es ist ein bisschen wie mit Lego spielen, was passt wie zusammen, es ist viel Ausprobieren. (…) Es gibt einfach so unendlich viele Möglichkeiten einen Track zu beginnen (…) mit einem bestimmten Synthesizer-Sound, einem Akkord, einer Melodie, die sich in deinem Kopf festgesetzt hat, was auch immer.“

Insgesamt lädt seine Musik gerade mal zum Mitwippen ein, zum Tanzen eher nicht. Sie hat etwas typisch nordisch Vernebeltes, so wie man es auch von anderen elektronischen Künstlern aus der Region kennt. Sie spielt in tiefen, melancholischen Sphären und schleicht sich beim Hörer in die eher weniger positiv denkenden Gehirnwindungen ein.

„Clouds“ ist auf dem Album hierbei ein Höhepunkt an wunderbarer Melancholie : Im Video dazu ist ein kleines, verschlafenes Dorf zu sehen. Hier ein paar Einfamilienhäuser mit Flachdach, dort eine verlassene Schaukel. Der Himmel ist grau, alte Schneereste und Nebel verhüllen den trostlos wirkenden Ort. In der nächsten Szene wacht ein junger Teenager in seinem Zimmer auf. Er sieht müde und traurig aus. Nicht nur seine mutmaßliche Schwester will nichts von ihm wissen, auch draußen auf der Straße machen sich andere Teenager über ihn lustig und wollen ihn verkloppen.

Findet sich Rangleklods in diesem Video wieder? Ja, und es sei ein sehr persönliches Projekt gewesen, nicht nur, weil im Haus seiner Eltern in seiner dänischen Heimatstadt Roende gedreht wurde. Thematisch geht es um das Gedankenspiel als Teenager, wie es ist, ein erwachsener Mann zu sein. Er glaubt, dass sich viele in dieser Situation wiederfinden würden: „Ich fand schnell heraus, dass die Regeln ein Erwachsener zu sein für mich keine Verbesserung darstellte, im Vergleich zum Kindsein.“, erklärt er. Das Video stelle sehr gut typische Situationen in Vororten dar, von denen es in Dänemark viele gäbe.

Aktuell ist Berlin sein kulturelles Zuhause. Rangleklods ist froh, dass er 2010 nach Deutschland gekommen ist: „Elektronische Musik ist so normal hier. Früher musste ich mich oft dafür rechtfertigen elektronische Musik zu machen. Hier wird nur gefragt `Cool, welche Richtung?´“ So langsam schließt er mit seiner Vergangenheit wohl ab.

Das BLN.FM-Künstlerportrait mit Rangleklods zum Nachhören:

http://soundcloud.com/bln-fm-im-fokus/im-fokus-artistcheck

(Foto oben: ink music; weitere Fotos: vom Interview mit Rangleklods 2012, Matthias Hummelsiep)