Will Samson – Balance

Will Samson - Balance - CoverNach Sommer kommt Herbst. Immer. Dann werden die Wohnungen kälter und die Pullis wärmer, die Tage kürzer und die Gesichter immer länger. Doch gibt es diese magischen Tage – manchmal Wochen – dazwischen, wenn die Sommersonne noch scheint, aber der Herbstwind einem schon um die Ohren pfeift. Die Schwebe zwischen warm und kalt, drinnen und draußen, innerlich und äußerlich. Einen besseren Moment, als diese Übergangszeit hätte sich der mittlerweile in Berlin lebende Will Samson kaum für die Veröffentlichung seines neuen Albums ausdenken können. Und das heißt passenderweise auch noch „Balance“.

„Balance“ ist das zweite Album, das der in England geborene und an der australischen Westküste aufgewachsene Songwriter unter seinem eigenen Namen veröffentlicht. Aufs erste Hören scheint es ein recht leises, verhuschtes, bisweilen fragmentarisches Album, wie ein Skizzenbuch. Doch sind die acht Songs keine Entwürfe, das Knistern und Rauschen nicht die Symptome einer laienhaften Demoaufnahme und die Umgebungsgeräusche durchaus gewollt. Ihre Summe verleiht den zarten Songs einen Lo-Fi-Charakter und Ambient-Atmosphäre jenseits von herkömmlicher Folk-Ästhetik. Samsons sanftes Falsett und sein reduziertes Gitarrenspiel schaffen die Wärme für die schier unumgängliche Referenz zu Bon Iver. Doch lassen sich die Songs nicht recht festlegen, sondern schwelgen zwischen den Polen. Rechtzeitig bevor das Fingerpicking in „Cathedrals“ in pure Lagerfeuerästhetik umzuschlagen droht setzen sägende E-Gitarren ein. Wenn das Bandschleifen in „Storms Above The Submarine“ droht, den verhallten Lo-Fi-Synthie zu übertönen, beginnt ein warmes Harmonium zu klingen. Oder bringt ein blecherner Rhythmus „Oceans Are Wider“ ab der zweiten Songhälfte in Bewegung, statt den Song sich in einlullenden Glockespielklängen ergehen zu lassen. Einzig „Hunting Shadows“ will reine Ambient-Feldaufnahme sein, in der sich warme Soundflächen über Schritteklappern, Türknarzen, Vogelgezwitscher und Steineknirschen ausbreiten. Ganz wie der Sound will sich auch die Stimmung des Albums nicht festlegen lassen, sondern oszilliert im Dazwischen. Ohne dabei das Gleichgewicht zu verlieren, ist „Balance“ ein Album wie ein schöner, warmer Schal, das einen gerne bis in den Herbst begleitet.

Preview:

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Tracklist:

  1. Oceans Are Wilder
  2. Cathedrals
  3. Hunting Shadows
  4. Eat Sleep Travel, Repeat
  5. Painting A Horizon
  6. Music For Autumn
  7. Storms Above The Submarine
  8. Dusty Old Plane

(Karaoke Kalk)