In unseren technokratischen Zeiten wird es immer beliebter, die komplexe Gemengelage aus Problemen, Optionen und deren Folgen, die sich unser Leben nennt, in einfachen und freundlich anzuschauenden Zahlen auszudrücken. Folgt man dieser Maxime, ließe sich „3 Zimmer / Küche / Bad“ der Geschwister Dietrich und Anna Brüggemann so zusammenfassen: „8 Freunde, 11 Umzüge, 23 Wohnungen“. Es handelt sich hierbei um junge Erwachsene zwischen 20 und 30, die sich mit ihren generationspezifischen Problemen in Berlin herumzuschlagen haben: Thomas (Robert Gwisdek) und Jessica (Alice Dwyer) wollen das gewohnte WG-Leben hinter sich lassen, um in einer gemeinsamen Pärchenwohnung ihrer eingestaubten Beziehung wieder zu neuem Schwung zu verhelfen. Philipp (Jacob Matschenz) träumt davon Fotografie zu studieren. Seine Freundin Maria (Aylin Tezel) zieht extra für ihn nach Berlin, während er sich gar nicht so sicher ist, ob er nicht eher in seine beste Freundin Dina (Anna Brüggemann) verliebt ist. Die fängt jedoch etwas mit dem Frauenhelden Michael an, für den aber gleichzeitig Philipps Schwester Wiebke schwärmt.
Die Protagonisten treiben, ohne wirklich voranzukommen, durch ihr Leben. Der Film ist der Versuch, die Lebenssituation einer Generation darzustellen für die die Zukunft ein ungewisses Nirvana ist und Gegenwart vor allem eins – unstet. Dabei versuchen sich die Geschwister Brüggemann glücklicherweise nicht daran, dem Zuschauenden ein pseudo-hippes Bild vom coolen Berlin vorzuspielen – etwa durch hektisch geschnitten Sequenzen von Sehenswürdigkeiten, Streetart, Clubs und über die Oberbaumbrücke donnernden U-Bahnen. Die typische WG besteht auch nicht aus Kreativen internationaler Herkunft, also Modedesignern, DJs und Cafébetreibern. Die Charaktere sind genau genommen so archetypische Normalos, dass es schon wieder erfrischend ist. Sie streben nach den simplen Freuden des Lebens: Liebe und Freundschaft und ein wenig Rückhalt in der eigenen Familie.
Damit steht „3 Zimmer / Küche / Bad“ für durchaus unterhaltsames junges deutsches Kino, das vor allem durch Natürlichkeit überzeugt. Leider sind die Schmunzel-Momente zuweilen sehr plump, zum Beispiel, wenn Thomas beim wilden Gestikulieren auf dem Fahrrad dreimal hintereinander umkippt. Darüber hinaus hängt sich die Geschichte zu sehr am inhaltlichen Konzept der stetigen Umzüge auf. Zwar betont Regisseur Dietrich Brüggemann, dass er einen Film übers Umziehen als Symptom einer planlosen Generation machen wollte; das wirklich spannende, nämlich die Entwicklung der Charaktere, kommt jedoch zu kurz, obwohl die Besetzung eigentlich gut ist.
„3 Zimmer / Küche / Bad„, Deutschland 2012, Tragikkomödie, 118 min., ab dem 4. Oktober unter anderem im Kino in den Hackeschen Höfen, Rosenthaler Straße 40/41, Berlin-Mitte, S-Bahn: Hackescher Markt