Kosheen – Independence

Kosheen - Independence / (C) LabelAch, Kosheen gibt es anscheinend immer noch. Nach seinem (zu Recht) viel beachteten Debütalbum war das Trio aus Bristol (zu Recht) in der Bedeutungslosigkeit verschwunden. Bot ihr Debütalbum „Resist“ noch innovativen Underground-Elektropop mit Einflüssen von Drum ’n‘ Bass, wurde ihr Stil später sehr beliebig und nichtssagend. Über zehn Jahre nach dem ersten ist nun das vierte Album „Independence“ erschienen.

Wer mit einer Unabhängigkeitserklärung im Titel aufwartet, darf sich nicht wundern, wenn das Publikum hohe Erwartungen daran knüpft. Die 14 neuen Tracks bieten jedoch nicht viel, um diese Erwartungen zu erfüllen. Besonders unabhängig wirkt es nämlich nicht, wenn man einer Masse aktueller Produktionen hinterher dackelt und dabei einen völlig ausgetretenen Weg noch verbreitert. Kosheen machen jetzt auch in Dubstep – beziehungsweise in diejenige Pop-Variante davon, die Fernsehwerbung für Browser untermalt und die sie zur Sicherheit noch mal weicher gespült haben. Das Ergebnis sind dröhnende Bässe unter durchschnittlichen Housebeats nebst einfältigen Melodien und einem Gesang, der leider nicht zu fesseln vermag. Dabei war es gerade die Stimme von Sängerin Sian Evans, die früher einen großen Teil der Wirkung ausmachte, etwa bei der allerersten Single „Hide U„.

Das alles macht aber nichts, da Dröhnen das wesentliche Leitmotiv des neuen Albums zu sein scheint. Die stets dominanten und gelegentlich übersteuerten Bässe und Wave-Synthies lassen wenig Raum für filigrane Songstrukturen. Übrig blieben ein trotzdem noch hörbares und sogar recht passables Einstiegsstück namens „Addict“, das mittlerweile auch im Formatradio läuft, und 13 Variationen desselben Themas. Mal etwas aggressiver mit wenig Vocals („Dependency“), mal instrumental mit Breakbeats („Zone 8“), mal auf düster gebürstet („You Don’t Own Me“), mal mit Anleihen an Kirmestechno („Get A New One“, auch eine Radiosingle). Mit dem furchtbaren Ausstieg namens „Spies“ soll sich dann vermutlich der Kreis zum strukturell ähnlichen Anfang schließen; dabei ist der erste Track gleichzeitig der beste und der letzte auch der schwächste.

Trotz aller Sympathie für die Frühzeit des Trios kann das Fazit für „Independence“ nur wenig freundlich ausfallen. Viel zu holen ist hier nicht, alles klingt gleich und gleich uninspiriert. Klangbrei quillt aus den Boxen und verklumpt im Gehörgang: ach, erst Track 4? Hatte sich angefühlt wie Track 10. Wenn es einst innovative Ideen gab, wurden diese wohl unter eilfertig „zeitgemäßem Sound“ begraben. Damit beweisen Kosheen statt Unabhängigkeit eher Hilflosigkeit.

Preview:

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Tracklist:

  1. Addict
  2. Get A New One
  3. Tightly
  4. Bella-Donna
  5. Dependency
  6. Manic
  7. Zone 8
  8. Mannequin
  9. Something New (Visionz Mix)
  10. Out There
  11. Enter
  12. You Don’t Own Me (Dungeon Mix)
  13. Waste
  14. Spies

(Membran)