Ein uruguayisches Festival mitten in Kreuzberg! Im Rahmen der Berliner ICAS Suite stellte sich das lateinamerikanische SOCO Festival Anfang September in der Kreuzberger Paloma Bar vor. Möglich machte das die ICAS (International Cities of Advanced Sound) – ein Zusammenschluss von 30 internationalen Festivals zur Förderung der Zusammenarbeit untereinander. Zur Party sind neben vielen uruguayischen Künstlern und Freunden auch Festivaldirektor Martin Craciun angereist. Bevor es drinnen richtig los ging, sprachen wir mit ihm über das Festival.
Die Geschichte des SOCO Festival beginnt 2008 mit einer Praktikumsbewerbung von Martin Craciun bei den Kulturmanagern der Club Transmediale, die die ICAS aufgebaut haben. Er wollte wissen, wie das Berliner Kollektiv Events organisiert, als Einstieg sozusagen. Zu diesem Zeitpunkt war von einem eigenen Festival noch lange keine Rede. Ein Praktikum bekam er nicht, sein Deutsch war nicht ausreichend – wohl aber kamen beide Seiten zu der Erkenntnis, dass man auf dem experimentellen Feld der elektronischen Musik auf einer Welle funkt. Aus der engen und freundschaftlichen Zusammenarbeit erwuchs im August 2009 beispielsweise ein Showcase in Montevideo, gemeinsam mit dem deutschen Experimental-Label Raster-Noton. An anderer Stelle bekam er mit Hilfe des Goethe-Instituts die Gelegenheit zur ersten ICAS-Suite Ausgabe nach Berlin zu reisen.
2011 hatte Martin Craciun sein eigentliches Ziel erreicht: die erste Ausgabe des SOCO Festivals feierte in Montevideo, der Hauptstadt Uruguays, seine Premiere. Die Infrastruktur der ICAS half dabei, das Projekt auch im Ausland zu bewerben. So stieg der Bekanntheitsgrad seiner Arbeit und er präsentierte seine musikalischen und kulturellen Initiativen zum Beispiel auch auf dem kanadischen Mutek-Festival in Montreal. Auch durch den ständigen Austausch mit anderen Mitgliedern lernte er viel dazu.
Davon profitieren, neben dem Festival selbst, vor allem die Musiker. Bei der Berlin-Ausgabe der ICAS-Suite war auch der in Montevideo lebende Musiker Ian Lampel dabei. In der Paloma Bar stand er zusammen mit seiner musikalischen Partnerin Eco Lopez auf der Bühne. Ihre Musik ist eine Mischung aus Electronica, gepaart mit klassischen Elementen lateinamerikanischer Musik. Die beiden werden in naher Zukunft gemeinsam ein Album veröffentlichen. Für dieses Projekt haben sie allerdings noch keinen Namen, daher traten sie unter dem Namen „Metis feat. Eco Lopez“ auf. Metis ist das elektronische Hauptprojekt von Lampel, bei dem er normalerweise mit zahlreichen Percussionisten auftritt.
Als Mitbetreiber des Label Ouzomusic streckt Lampel seine Fühler aber auch außerhalb der elektronischen Musik aus. Weniger als Musiklabel, mehr als Plattform für DJs, Bands und Visual-Künstler ist das Projekt zu verstehen. Gerade wenn kaum Geld und Ressourcen da sind, liegen die Vorteile auf der Hand, sagt Ian: „Wir brauchten eine Plattform um unsere und die Musik von Freunden zu veröffentlichen und zu promoten. Außerdem organisieren wir Partys. In der Gruppe bist du auch einfach stärker und kannst dich besser präsentieren.“
Ein positives Beispiel aus der Reihe: zusammen sind wir stärker! Und unsereiner hatte auch noch was davon, wie sich Anfang September bei der gelungenen Präsentation des SOCO Festivals in der Paloma Bar zeigte.
http://soundcloud.com/metismvd/sets/sessions-vol-i-antropofagia/
(Fotos: Martin Craciun)